Egal, ob es draußen ungemütlich kalt & grau ist und wir uns auf dem Sofa einiegeln oder ob wir bei schönstem Sonnenschein auf der Gartenliege fläzen – Lesezeit ist bei uns eigentlich immer. Vor allem unsere elfjährige Tochter ist ein echtes Lesewunder, sie zieht die Bücher im Rekordtempo durch. Deshalb sind wir immer auf der Suche nach guten Empfehlungen, gern mal abseits von Pferde-, Freundinnen- und Rosarot-Geschichten. Geht’s euch auch so? Dann hier ein paar Tipps aus unserem Fundus von Evergreens und neuen Lieblingsbüchern.
Karl-Kessel: Drei Stuttgarter Kinder-Krimis
Wenn ihr öfter hier seid, dann habt ihr vielleicht mitbekommen, dass wir in Stuttgart wohnen. Kein Wunder also, dass wir die Karl-Kessel Bücher klasse finden (für Nicht-Stuttgarter: Unsere Stadt liegt in einem Talkessel, und der Stuttgarter-Kessel oder die Kessellage sind hier dauernd ein Thema). Karl Kessel ist eine Krimireihe aus dem Neckarufer-Verlag und spielt eben in Stuttgart.
Die drei Bände dieses Kinder-Krimis hat unsere Kiddy 1 in einem Rutsch durchgelesen. Worum geht es? Karl ist ein introvertierter 14jähriger, der lieber im Halbdunkel vor dem Rechner sitzt als mit Gleichaltrigen ins Freibad zu gehen. Im ersten Band „Mord im Opernhaus“ soll Marlene, ein aufgewecktes fröhliches Mädchen im gleichen Alter, ihn aus der Reserve locken. So zumindest die Idee von Karls Mutter, als sie die Tochter ihrer Freundin für zwei Wochen zu sich einlädt. Ergebnis: Die beiden freunden sich tatsächlich an, oder besser: Marlene entpuppt sich als perfekte Co-Ermittlerin vom ersten Kriminalfall an, den Karl zu lösen hat.
Die Freundschaft vertieft sich von Fall zu Fall natürlich, das Gespann klärt im zweiten Band die Frage auf, wer die ehemalige Ärztin und heutige Rentnerin Helene Bergmann ermordet hat und welche Rolle ein Smaragd und ein Besuch in Indien der damals noch jungen Helene bei dem Mordfall spielen …
Im dritten und Ende letzten Jahres erschienen Band „Der Schneewitchen-Fall“ gründen Karl und Marlene auf dem Dachboden von Marlenes Wohnhaus ein Detektivbüro. Und wie sollte es anders sein: Ihr neues Büro empfängt sie mit einer Überraschung. Als Marlene eine alte Kiste öffnet, schaut sie direkt ins Gesicht einer Mumie. Einer überaus schönen mit wallenden langen Haaren – wie Schneewitchen eben. Wer die junge Frau war und weshalb sie so phänomenal gut erhalten in der Kiste unter der Dachschräge auftaucht, das ist die Frage, die die jugendlichen Ermittler in diesem Fall lösen.
Mit von der Partie sind in allen Bänden der CCC – Chaos Computer Club, laut Karl die „einzig coolen Leute“ – , Kurt Schockenried, der zuständige Krimialkommissar und natürlich – die Stadt Stuttgart. Von der Bäckerei im Heusteigviertel bis zum Feinstaub-Lüftchen, vom Killesberg-Park bis zur U-Bahn-Haltestelle Maybachstraße hinter dem Pragsattel. Wer die Stadt kennt, sieht die Szenen der Handlung also immer als Reallife-Bilder vor sich.
Ich habe natürlich auch die Leserin gefragt, wie sie die Krimis findet und erfahren: „Die Bücher waren toll, ganz spannend und manchmal krass. Man hat sich richtig gut in die Leute reinversetzen können.“ Wenn das kein Lob ist :-)
Johanna Trommer: Karl Kessel, Bände Mord im Opernhaus // eine Leiche für die Katz // Der Schneewittchen-Fall; alle im Neckarufer-Verlag erschienen als Taschenbuch zu je 9,95 Euro
Harry Potter aus Fronkreisch: Tobie Lolness
Da dachte ich, „jetzt hat sie mal eine Weile was zu lesen,“, als ich unserer Tochter zu Weihnachten den Doppelband Tobie Lolness geschenkt habe. Tja, für diesen offenbar superspannenden Schmöker von fast 800 Seiten hat sie dann immerhin zwei Tage gebraucht. Nachdem sie dann wieder zu uns aufgetaucht ist, war ihr Fazit zum Buch: „Gut“. Was soll ich sagen, ihr kennt das mit den Vor-Pubertieren, oder?
Also habe ich mich selber ein bisschen eingelesen: Tobie ist anderthalb Milimeter groß und seine Welt ist ein Baum. Im ersten Band „Ein Leben in der Schwebe“ geht es darum, wie Tobies Vater, ein Wissenschaftler, der zum Beispiel darüber schreibt, ob es außerhalb des Baumes auch Leben geben könnte, eine Möglichkeit findet, mit der er Dingen Leben einhauchen kann. Diese Erfindung ist natürlich heißbegehrt und allen voran der skrupellose und mächtige Jo Mitch will sie in seine Gewalt bringen. Die Familie flieht, doch die Eltern von Tobie werden gefasst. Tobie und seine Freundin Elisha versuchen alles, um die Eltern zu befreien.
Der zweite Band heißt „Die Augen von Elisha“. Tobie, der inzwischen im Grasland lebt, hört davon, dass seine Eltern noch leben. Sofort macht er sich auf zurück auf den Baum. Wie im ersten Band auch erlebt er hier viele spannende Abenteuer. Auch die von Tobie geliebte Elisha ist wieder dabei und muss aus den Fängen der Bösewichte gerettet werden.
Das Buch ist offenbar extrem fesselnd, so wie ich meine Kiddy1 beim Lesen beobachtet habe. Außerdem ist es mit schwarz-weißen Zeichnungen illustriert und der Einband lässt sich als Poster des Baumes abnehmen. Ich bin jetzt auf den Geschmack gekommen und werde es selber lesen …
Zum Schluss noch ein im wahrsten Sinne des Wortes wunderbares Buch, diesmal von einer ganz bekannten Autorin:
Enid Blyton: Der Wunderweltenbaum
Da habe ich als Kind und Teenager so gut wie alles von Enid Blyton gelesen – von den Fünf Freunden bis zu Hanni und Nanni. Aber dieses Buch ist mir nie untergekommen damals. Dabei ist es wirklich wunderschön. Die Geschichte um Dick, der mit Fanny, Bessie und Jo zusammen jeden Tag aufs Neue in den Zauberwald zum Wunderweltenbaum reist, hat uns viele Vorlese-Abende beschert. Nachdem unsere Große das Buch durch hatte, haben wir es unserem Kiddo 2 vorgelesen. Und der war mindestens so begeistert wie seine Schwester. Das will was heißen bei einem eigentlich ausschließlich auf Lego, die Ninjago-Welt und alles mit Bällen fokussiertem Kind.
Die Geschichte ist unglaublich phantasiereich, voller witziger Einfälle und Wortspielereien. Es geht im Prinzip darum, wie die Freundetruppe durch den Baum verschiedene Länder entdeckt, zum Beispiel das Kopfüber-Land, das Tu-was-du-willst-Land, das Land der Leckereien oder der magischen Medizin. Immer begleitet von kuriosen Bewohnern des Baumes wie dem schwerhörigen Pfannenmann, dem Mondgesicht oder der schönen Elfe Seidenhaar. Am Ende finden sich dann alles im Land der Geschenke wieder und Jo bekommt einen Tiger, weil der Pfannenmann wieder mal etwas missverstanden hatte, als er sich einen Flieger gewünscht hat …
Absolute Empfehlung für Kids ab zirka fünf bis elf Jahre.
Enid Blyton: Der Wunderweltenbaum, dtv-kinderbuch, rund 8 Euro.
Also, viel Spaß beim Lesen!
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