Fernreisen mit kleinen Kindern sind zu gefährlich und viel zu anstrengend. Außerdem lohnt sich das doch überhaupt nicht, die Kinder werden sich später sowieso nicht daran erinnern.
Habt ihr das auch schon mal gehört oder vielleicht sogar gesagt? Ist da was dran? Ich finde: Ja, klar. Kleine Kinder werden sich vermutlich nicht so wirklich an die Fernreisen erinnern. Teuer ist es auf jeden Fall. Und anstrengend? Bah, ich sag euch!
Und trotzdem sind für mich Fernreisen das Größte, auch mit Kindern. Eigentlich: Vor allem mit Kindern. Und zwar aus verschiedenen Gründen.
Ich hatte schon immer den Traum, mal mit meiner Familie eine Zeitlang im außereuropäischen Ausland zu leben. Meine Kinder könnten so von Klein auf lernen, dass es viele verschiedene Menschen, Kulturen, Lebenswelten gibt. Sie würden nie auf die Idee kommen, Menschen wegen einer anderen Herkunft, anderer Hautfarbe und Sprache, anderer Religion oder Denkweise zu verurteilen. Sie wüssten, dass die Welt bunt ist und würden Menschen nach ihrem Verhalten, ihrer Freundlichkeit, ihrem Respekt anderen gegenüber beurteilen und nicht nach ihrem vielleicht fremdartigen Aussehen.
Tja, das mit dem Fern-Leben hat leider nicht geklappt. Nicht der richtige Job, nicht der richtige Zeitpunkt … – ihr kennt das. Fernreisen sind deshalb für mich eine Möglichkeit, meinen Kindern unsere bunte Welt zu zeigen und ihnen nebenbei diese Werte zu vermitteln.
Das sind dann meine Höhepunkte der Reise, wenn ich sehe, wie sich die Kids in der Fremde einfinden. Wie sie lernen, anderen als Gast in deren Land mit Respekt zu begegnen. Also zum Beispiel immer in der Landessprache wenigstens bitte und danke sagen. Und wie sie ganz en passant sehen, dass vieles von dem, was sie zuhause haben, kein bisschen selbstverständlich ist.
Es ist einfach unbeschreiblich für mich, mit welcher Selbstverständlichkeit Kinder auch ganz fremder Kulturen miteinander umgehen. Ich werde nie vergessen, wie meine beiden Blondis jeden Abend mit thailändischen Kids Schildkröten gefüttert oder mit einer ganzen Truppe von Kindern aus verschiedenen Nationen Seifenblasen am Strand von Koh Lanta gejagt haben.
Das ist es, was das Reisen jetzt mit der Familie für mich so wertvoll macht. Abgesehen von drei Millionen anderen tollen Aspekten natürlich :-)
Falls ihr überlegt, ob Fernreisen mit kleinen Kindern eine gute Idee sind oder eben doch Quatsch – dann lest doch hier meine kleine Erörterung mit Antworten auf fünf typische Anti-Fernreisen-Argumente.
„Fernreisen mit Kleinkindern sind viel zu gefährlich“
Mit ein paar Vorsichtsmaßnahmen und einer entsprechenden Reisevorbereitung ist eine Fernreise mit Kindern auch nicht gefährlicher als Reisen in Europa. Wichtig finde ich, sich ganz zu Beginn der Planungen gut übers Land zu informieren. Ich habe deshalb Thailand für unsere erste Fernreise mit den Kindern ausgesucht, weil das Land allgemein als sehr kinderfreundlich, leicht zu bereisen und in den meisten Regionen auch als sicher gilt. Und ich habe das Ganze generalstabsmäßig vorbereitet, gebe ich zu. Beim nächsten Mal werde ich das sicher etwas relaxter angehen. Ein paar Tipps fürs sichere Reisen mit Kindern habe ich hier gesammelt: Sicher reisen mit Kindern: Sieben Punkte, auf die ihr achten solltet.
„Fernreisen mit Kleinkindern sind viel zu anstrengend.“
Mit quirligen (Klein-)Kindern sind Fernreisen natürlich anstrengend. Aber ist nicht das ganze Leben mit ihnen anstrengend bis nervenaufreibend? Es kommt sicher aufs Reiseziel an – mit Afrika-Touren zum Beispiel warte ich, bis die Kids älter sind und auch nach Nord-Indien (schon lang ein Traumziel) traue ich mich heute noch nicht so recht mit den kleinen Kindern. Mit kleinen Babys, mit nicht ganz gesunden oder über das normale Maß hinaus empfindlichen Kids überlegt man sicher auch besonders gut, ob oder wie man Fernreisen unternimmt. Aber ansonsten: Mit einer guten Reisevorbereitung, ein paar Grundsätzen fürs Reisen mit Kindern und mit dem richtigen Reiseziel ist die Fernreise kein Problem.
Inspiration gefällig? Zehn Tipps für eine gelungene Reise mit Kids findet ihr gleich hier im Blog.
Gut finde ich auch diese Artikel zum Thema:
Unterwegs mit Kind: Sieben Tipps für entspannte Fernreisen mit Kindern
Antons ganze Welt: Verreisen mit Kleinkindern. Warum gerade das so einfach ist
„Fernreisen mit Kleinkindern gehen allein schon wegen der langen Flugzeiten nicht.“
Doch. Das geht und ist auch auszuhalten. Allerdings habe ich auf die günstigste Flugvariante – zum Beispiel Flug mit zwei Zwischenstopps und jeweils 3-5 Stunden Aufenthalt – verzichtet. Nach Thailand haben wir für rund 300 Euro mehr den Direktflug Frankfurt-Bangkok (Thai-Airways) genommen. Und zwar den Nachtflug. Resultat: Hätten wir nicht Pech gehabt und direkt neben den Toiletten gesessen (Achtung, Grundsatztipp: Niemals, aber auch niemals Plätze in der Nähe der Toiletten!!), hätten wir alle vier einen total angenehmen Flug gehabt. Die Kids und mein Mann, der überall schläft, hatten auch gar kein Problem – nur ich war dauerwach. Aber das ist eine andere Geschichte. Grundsätzlich gilt: Mit Nachtflügen, einer Verbindung so direkt wie möglich, und vor allem mit dem üblichen Bordkino machen Langstrecken keine größeren Probleme.
Gute Tipps fürs Fliegen mit Kindern findet ihr bei Fernweh mit Kids: Über den Wolken …
und bei Reisezoom: Wie du mit Baby und Kleinkind sicher fliegst.
Übrigens: Das Thema CO2-Verbrauch beim Fliegen ist natürlich mehr als bedenkenswert. Wir versuchen, mit unserer Art des Reisens im Land wenigstens ansatzweise aufs Nachhaltigkeits-Konto einzuzahlen. Außerdem gibt es diverse Portale, auf denen man per Geldspende CO2-einsparende Projekte unterstützen kann. Googelt einfach: Ökologischer Fußabdruck.
„Fernreisen mit Kleinkindern sind viel zu teuer.“
Na ja. Das ist schon ein Argument, zumindest für die meisten von uns. Unser Thailand-Trip war im Vergleich zu Reisen auf französische Campingplätze teurer. Viel teurer. Hauptgrund sind natürlich die Flüge – wir haben rund 3.000 Euro dafür bezahlt. Im Land selbst kommt man häufig – je nach Reiseziel – billiger weg als in Europa. Mit Kids wurde es bei uns allerdings wieder teurer als bei früheren Reisen zu Zweit, weil wir mehr auf gewisse Standards wie Sauberkeit, Lage etc. geachtet haben. Bleibt eigentlich nur die Einstellung „das ist es mir wert“. Und mir ist es das einfach. Das bedeutet, wir haben auf diese Reise gespart, wir werden Fernreisen vermutlich nicht jedes Jahr unternehmen und wir suchen intensiv nach Möglichkeiten, dies doch zu tun. Außerdem gibt es eine Menge Ideen, wie man mit weniger Geld auf Reisen auskommt. Schaut mal:
Hier im Blog: 33 Tipps zum Geld sparen auf Reisen
Geckofootsteps: 18 Spartipps für Familienreisen
My family on tour: 12 Spartipps für eure nächste (Familien) Reise
Patotra: Reisen in der Hochsaison – Spartipps für Familien
Planet Hibbel: Was kostet eine mehrmonative Auszeit mit Kindern? Ein Interview mit fünf Familien.
Reisezoom: Sparen auf Reisen – hier findet ihr gleich einen ganzen Schwung Beiträge zum Thema.
Weltwunderer: Budgetplanung. Auch eine ganze Kategorie!
Und wenn ihr mal sehen wollt, wie sogar komplett Aussteigen mit Kind funktionieren kann, dann schaut euch beim Blog freileben um. Zum Beispiel hier: Warum ich ausgestiegen bin oder hier Was bedeutet eigentlich Couchsurfing?
„Fernreisen bringen Kleinkindern ja gar nichts, sie werden sich sowieso nicht daran erinnern später.“
Tja. Das stimmt vielleicht. Vielleicht auch nicht, wer weiß. Ich gebe allerdings zu, dass ich die Fernreisen natürlich vor allem mache, weil ich süchtig danach bin. Mir ist durchaus bewusst, dass die Kinder auch unheimlich Spaß daran haben, für drei Wochen in der Ostsee zu baden oder auf Bauernhöfen im Allgäu Katzen zu streicheln (keine Ironie!). Aber ich habe eben viel mehr Spaß, wenn ich weiter entfernte Länder und Kulturen erleben kann. Punkt eins. Punkt zwei: siehe oben! Ich möchte meinen Kindern vermitteln, dass die Welt nicht überall so aussieht wie in Deutschland. Sie sollen möglichst früh – und damit hoffentlich nachhaltig – lernen, dass es auch andere Lebensweisen, andere Kulturen und andere Blickwinkel aufs Leben geben kann. Und dass das gut so ist. Diese meist internationale Atmosphäre auf solchen Reisen, die ich ohne Kids früher schon immer so geliebt habe, ist auch beim Reisen mit den Kindern in ganz besonderer Weise spürbar.
Und: Meine Kinder reden heute übrigens immer noch oft von Thailand. Und mein achtjähriges Kiddy 1 stellt heute – zwei Jahre nach der Reise – bei einem Schulprojekt ihre Thailanderlebnisse vor. Also doch. Erinnerung funktioniert!
So. Habe ich euch überzeugt? Was meint ihr, findet ihr Fernreisen mit kleinen Kindern auch so toll? Oder seid ihr eher skeptisch? Mich interessiert das total – schreibt doch eure Meinung in die Kommentare.
Mit diesem Beitrag nehme ich an der Blogparade von Ellen bei Patotra zur Frage „Reisen – was treibt mich an?“ teil.
Gefällt dir dieser Beitrag? Dann freue ich mich, wenn du ihn teilst.
Ich freue mich natürlich auch über ein “Gefällt mir” für den ganzen Blog rechts oben auf dieser Seite
Ellen
Liebe Stefanie
Hab vielen Dank für Deinen tollen Beitrag. Du sprichst mir damit, was das Reisen mit Kindern anbelangt, sehr aus der Seele.
Lieber Gruss,
Ellen
Stefanie
Sehr gerne geschehen, liebe Ellen! Deine Blogparade war ein sehr willkommener Anlass für mich :-)) LG Stefanie
Nina
Liebe Stefanie, wir sind Europa-Reisende aus ganzem Herzen – aber zum Thema Erinnerungen: meine Große (9 Jahre) weiß unglaublich viel und stellt Verknüpfungen her, da wird mir schwindlig. „Weißt du, das haben wir doch da und da gesehen“, „Das ist doch wie da…“ Dieser große Wissensschatz (und der Wissensdurst!) kommt von den vielen Reisen, das sehe ich immer wieder. Und die Lehrer sind immer ganz begeistert… Also: es bleibt schon in jungen Jahren viel hängen! Reisen bildet…
Also: bleibt reisend! Liebe Grüße, Nina
Stefanie
Danke dir, liebe Nina! Genau das erhoffe ich mir auch für meine Kids. Wir bleiben reisend :-)) Herzliche Grüße Stefanie
Ines
Schönes Diskussionsthema :-). Ich finde, es ist ein Zusammenspiel von Eltern und Kindern, was trauen sich die Eltern zu, wie fit oder mobil sind die Kinder. Jeder sollte sich wohlfühlen. Wir haben in Südafrika sehr gute Erfahrungen gemacht, aber mit 6jährigem Kind läuft das ja nicht mehr in der Kategorie Kleinkind. Die nächste Fernreise haben wir jedenfalls schon im Blick. Liebe Grüße, Ines
Stefanie
Danke dir. Ja, du hast recht, ich denke auch, für die Familie als Ganzes muss es passen. Und sicher überlegt man z.B. mit sehr empfindlichen Kindern anders als mit eher robusten Hummeln wie wir sie haben. LG Steffi
Stefanie Lategahn
Ich finde es super und werde es auch so machen? Unsere Kleine ist jetzt 11 Monate. Ich bin schon ganz gespannt ihr die Welt zu zeigen. LG Steffi
Stefanie
Dabei wünsche ich dir und deiner Kleinen ganz viel Spaß, liebe Namenscousine :-)) LG Steffi
Marc
Hallo Stefanie,
mit Kinder bin ich ja irgendwie zum Europa-Reisenden geworden, deshalb kann ich zum Thema Fernreisen mit den Kurzen gar nix sagen. Aber das mit der Erinnerung funktioniert auch bei uns.
Schönstes Beispiel: Wir fahren nach der Landung aus Lanzarote vom Flughafen zurück und ich frage meinen damals 3-jährigen Sohn: „Na, was hat dir besser gefallen? Teneriffa oder Lanzarote?“
Er antwortet: „Mallorca!“ Das war 1.5 Jahre vorher und darum ging es überhaupt nicht, aber irgendwie hat es sich festgesetzt. Und auch dass wir mal auf einem Vulkan waren usw. selbst wenn sich die Kinder später doch nicht daran erinnern können, ich bin davon überzeugt, dass Reisen das Hirn „weltoffener“ verdrahtet und damit ist schon viel gewonnen!
Liebe Grüße,
Marc
Stefanie
Weltoffener verdrahtet – toll gesagt!! LG Stefanie
Eva
Ich plädiere mit ;-)
Stefanie
Das hätte ich jetzt auch mal vermutet, liebe Eva! LG
Tanjas Bunte Welt
Hallo,
zuerst sollte vielleicht definiert sein, in welchem Alter man Kleinkinder sieht. Wenn sie 6 oder 7 sind wäre ich auch nicht dagegen. Ja und auch ich habe so manch eine Satz zu Anderen schon gesagt, die du aufgeführt hast. Selbst kann ich mich nur bruchstückhaft an meine Urlaube mit den Eltern in der Kindheit erinnern. Doch jeder soll es so machen wie er will.
Liebe Grüße
Stefanie
Hi Tanja, ja genau – wie du schreibst: Jeder wie er mag. Ich denke, wenn es die Eltern glücklich macht, sind die Kids meist am zufriedensten und alle haben etwas davon. Das Alter der Kinder spielt für mich dann gar keine so große Rolle. Im Nachhinein gesehen, hätte ich nicht warten müssen, bis mein Kiddo 2 vier Jahre alt war, eine Thailand-Reise wäre auch schon früher gut möglich gewesen. LG