Lesetipps: Eine Familie quer durch Europa. Und ein paar Fremdenversteher

Veröffentlicht in: Family at Home | 1

So gern ich Fernreisen mache – seit wir Kinder haben, finden die meisten unserer Trips innerhalb Europas statt. Aus gutem Grund: Es geht ganz oft ohne Flug. So komme ich ohne das schlechte Gewissen aus, das bei der umweltschädlichen Fliegerei schon immer an Bord ist. Außerdem und vor allem natürlich: Seit wir immer alles mal vier zahlen, sind die Europatrips mit dem Auto um Längen günstiger.

Es gibt immer noch so viele Ecken, in denen wir bis jetzt nie waren. Skandinavien ist zum Beispiel für uns noch völliges Neuland. Mit einem Schweden-Trip ändert sich das aber dieses Jahr endlich! Unsere Osteuropa-Erfahrungen hören ebenfalls rasch, nämlich in Prag, auf. Und ich würde soo gerne mal nach Russland. Auch Georgien reizt mich total.

 

Die Entdeckung Europas

Eine Eins-A-Expertin fürs Reisen in Europa ist meine Bloggerkollegin Lena Marie Hahn. Sie ist mit Mann und zwei Kindern elf Monate lang kreuz und quer durch Europa gereist. Ihr Buch „Die Entdeckung Europas“ ist eine absolute Fundgrube für alle, die sich für ihre Reisen auf unserem Kontinent inspirieren lassen möchten.

Reisen durch Europa

 

Roadtrip mit Start in Bayern

Die Familie startet ihr Abenteuer im September 2014 in Bayern, von dort geht es mit dem Auto über Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn und Rumänien in die Balkanländer, nach Bulgarien, in die Türkei, nach Griechenland und Italien, Frankreich und mit einem Zwischenstopp zuhause in Deutschland auch noch nach Island und Spitzbergen.

Dabei reisen die vier eher low budget, übernachten meist in günstigen Wohnungen und besonders gern als „Coach Surfer“, also als Untermieter auf Zeit in privaten Wohnungen. Dass dabei interessante Begegnungen quasi mit inbegriffen sind, liegt auf der Hand. Das ist eine große Stärke dieser Reisegeschichte: Man lernt nicht nur das Land sondern auch die Leute  kennen. Lena Marie lässt ihre Leser vor allem an ihren Erfahrungen, Eindrücken und Begegnungen teilhaben:

„Nadira ist höchst interessiert an der Herstellung der Nudeln [Kässpätzle]. Am kommenden Abend revanchiert sie sich, indem sie mir die richtige Zubereitung von Zigarren-Böreks beibringt. […] Während ich in der Küche viel von meiner Gastgeberin lernen kann, lässt diese mir über Ugur ihre Bewunderung für mich auf dem Gebiet der Kindererziehung ausdrücken. Fasziniert beobachten beide Eltern, wie wir unsere Jungs abends um acht ins Bett schicken und diese der Anordnung selbstständig und ohne Murren nachkommen.“

In der „Entdeckung Europas“ geht es nicht um Sightseeing-Tipps, das Buch nimmt einen mit auf die Reise. Da dreht sich auch mal alles um die Frage, wie der Geburtstag des achtjährigen Silas adäquat gefeiert wird und vor allem woher die von ihm definitiv erwarteten Geschenke kommen sollen, während die vier gerade in Split Station machen. Oder um das Gefühl, das der Besuch in Sarejevo hinterlässt, der vom Krieg schrecklich zerstörten Stadt.

Dabei wird jedes Kapitel, jede Reiseetappe mit einem kurzen Intro zur Route und besuchten Orten zusammengefasst. Die insgesamt gut 360 Seiten lesen sich leicht und angenehm, die geübte Journalistin Lena schreibt persönlich, locker, professionell.

Als ich das Buch aus der Hand lege, habe ich das Gefühl, an etwas Besonderem teilgehabt haben zu dürfen. 21 Länder in einem Jahr! Mit Kindern! Das hört sich schon toll an, beim Lesen denke ich aber immer wieder: krass.

Aus der Seele spricht mir dann der Epilog, in dem Lena eine Art Fazit zieht: „Reisen verändern die Perspektiven, und dadurch können sie einen Menschen verändern. Wir alle sollten viel mehr reisen, damit der Perspektivenwechsel unsere gesamte Gesellschaft erfassen kann. […] Vor allem unseren Kindern hilft der Blick über den Tellerrand hinaus schon früh, Dinge im Verhältnis zu sehen. Meine Jungs kennen nicht nur eine Art zu leben. Sie haben verschiedene selbst ausprobiert, und der Anspruch, eine Meinung unreflektiert aus Prinzip zu vertreten, ist ihnen fremd.“

Auf Ihrem Blog Family4travel beschreibt Lena Marie die einzelnen Reiseetappen übrigens nochmal ausführlich und mit Fotos.

Ganz klar: Leseempfehlung!

Lena Marie Hahn: Die Entdeckung Europas, 360 Seiten, ISBN 9783000585753, 11,99 Euro

 

Die Fremdenversteher

Wo wir gerade schon so schön bei Europa sind, habe ich noch was ganz anderes: Die Reihe „Die Fremdenversteher“ aus dem Reise Know How Verlag informiert über ein paar unserer Nachbarn. Zum Beispiel die Schweden, Franzosen, Engländer, Niederländer und und.

Reisen durch Europa

Ich muss sagen, ich war ziemlich skeptisch als ich die Titel gesehen habe: „So sind sie, die Niederländer/Franzosen/Engländer…“. Denn erwartet hatte ich leicht klamaukige Geschichten über Stereotypen. Und wurde dann überrascht. Denn die Büchlein beschreiben natürlich schon das vermeintlich Typische der jeweiligen Nationen, dies aber mit nettem Augenzwinkern und kenntnisreich.

Worum es geht, sind die kulturellen Unterschiede, die Ausländern im jeweiligen Land so auffallen. Schön: Die Autoren erklären regelmäßig die Hintergründe bestimmter nationaler Eigenheiten. Auch das mit Humor. Ein Beispiel? Hier: „Der niederländische Charakter ist untrennbar mit der niederländischen Landschaft verbunden. Die Niederlande sind so flach, dass selbst die schwarz-weißen Kühe als Silhouette am Horizont hervorstechen. Dementsprechend sind die Niederländer weite Horizonte und jede Menge Licht gewöhnt. Offenheit, Freiheit und Sicht sind fundamental.“

Ich habe die 100 Seiten über die Niederländer gelesen, als wir selbst eine Woche in der Nähe von Amsterdam in Nord-Holland waren. Mir hat das Büchlein Spaß gemacht und ein paar Erklärungen und Einsichten geliefert. So habe ich erfahren, was es mit den großen ebenerdigen Fenstern auf sich hat, durch die man direkt in die Wohnzimmer schauen kann (Niederländer sind offen und haben nichts zu verbergen. Außerdem sind ihre Wohnzimmer immer aufgeräumt ;-) ) Bei uns im Land der Vorhänge und Rollläden ziemlich undenkbar, oder?

Alles in allem eine sympathische Lektüre, die gerade während eines Aufenthaltes im betreffenden Land zu empfehlen ist. Denn, seien wir mal ehrlich: Das ist es doch, was Reisen letztlich so genial macht: Neben der Natur und den Sehenswürdigkeiten andere Kulturen, Denkweisen und Lebensarten kennen zu lernen.

Reihe „Die Fremdenversteher“ im Reise Know how Verlag, Bielefeld, 108 Seiten, 8,90 Euro. Es gibt folgende Ausgaben: Amerikaner, Engländer, Franzosen, Isländer, Italiener, Japaner, Niederländer, Österreicher, Polen, Schweden.

 

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